Nach Stationen in Mannheim, Schwenningen und Iserlohn ist Florian Elias zurück bei seinem Heimatverein. Im Interview mit Sport in Augsburg spricht er über seine Kindheit, den Weg zum Profi, den Abstiegskampf und über die Vorbereitung auf die neue Saison.
Sport in Augsburg: Vielen Dank und schön, dass du dir die Zeit genommen hast. Wie geht's dir und wie läuft es? Ihr seid bereits im Sommertraining.
Florian Elias: Ehrlich gesagt, geht's mir super! Und ja, wir trainieren aktuell mit dem neuen Athletiktrainer und ich kann mich überhaupt nicht beklagen. Wir arbeiten täglich sehr detailliert, und so, dass wir wirklich bereit sind, von Anfang an Gas zu geben.
Hattest du denn überhaupt eine Pause nach der Saison?
Nicht wirklich. Nach der Saison war ich noch ein bisschen auf dem Eis, unter anderem, weil meine Freundin noch die Weltmeisterschaft gespielt hat. Ich war mit ihr hier in Augsburg auf dem Eis, weil wir bis zum 31. März noch Eis hatten. Also war es keine direkte Pause für mich. Ab April hatte dann auch ich frei.
Frei und Zeit, aber keinen Urlaub?
Sozusagen, ja. Im Mai war ich dann doch auch mal im Urlaub. Die Saison war Anfang März vorbei, dann war bis Ende März noch ein bisschen Training, und im Mai ging's dann ganz entspannt in den Urlaub.
Wie schaltest du ab? Wie sieht nach der Saison ein Urlaub für dich aus?
Einfach erstmal wegfahren, Sonne tanken und weg vom Eisstadion. Alles, was mit Eishockey zu tun hat, versuche ich erstmal auszublenden. Ich schaue dann auch keine NHL, keine DEL und auch keine anderen Ligen. Ich schaue mal Fußball oder Basketball, aber kein Eishockey.
Deine Freundin spielt auch Eishockey. Ist das ein Dauerthema bei euch?
Richtig, sie spielt auch, daher ist das ab und zu Thema. Wenn Spiele sind, reden wir natürlich drüber. In der Offseason fokussieren wir uns beide auf das Leben abseits des Eises. Da sind wir ähnlich.
Im Sommer hast du nach dem Training etwas Zeit für dich. Hast du einen Lieblingsort in der Stadt?
Ich bin gerne in der Maximilianstraße oder im Theaterviertel unterwegs.
Du wirst sicherlich in der Stadt erkannt oder wirst nach einem Foto gefragt. Was war das Verrückteste, was ein Fan jemals zu dir gesagt oder gemacht hat?
In Augsburg war bisher nichts Verrücktes dabei. In Schwenningen kam ein Fan zu mir und wollte, dass ich auf seinem Arm unterschreibe. Er meinte, er lässt sich das Autogramm tätowieren, weil er Elias hieß. Ob er das letztlich gemacht hat, weiß ich leider nicht. Das wäre lustig herauszufinden.
Umgedreht – hattest du einen Fan-Moment, in dem du der Fan warst?
In Mannheim habe ich Lukas Podolski getroffen. Den habe ich nach einem Foto gefragt. Das war schon cool.
Blicken wir auf deine Karriere. Wie bist du zum Eishockey gekommen?
Eigentlich durch Zufall. Meine Mutter hat mir erzählt, dass ich als kleiner Junge ein aktiver Kerl war und schon im Alter von zweieinhalb Jahren wollte ich ständig etwas machen. Sie hat dann nach Möglichkeiten gesucht, was sie mit mir unternehmen könnte, z.B. Mutter-Kind-Turnen oder ähnliche Kleinkind-Aktivitäten. Irgendwann waren wir in der Musikschule, da hat sie meinen späteren Trainer Roman Tomiska getroffen, der dort mit seiner Tochter war. Er war, wie meine Eltern auch, Tscheche und haben sich direkt gut verstanden. Er hat uns immer wieder gesagt, dass wir zum Eishockey kommen sollten. Irgendwann stand ich das erste Mal auf dem Eis und wollte nicht mehr runter.
Hast du also den Weg auch für deinen Bruder geebnet, der ja auch das Panthertriktot trägt?
Der war anfangs nicht so aktiv wie ich, musste aber immer mit, hat sich aber eher gelangweilt und ständig Quatsch gemacht. Irgendwann wurde es meiner Mutter zu bunt. „Du gehst jetzt auch aufs Eis!", hat sie dann irgendwann gesagt. Und seitdem war auch er begeistert.
Du warst also der erste der Familie, der Eishockey gespielt hat?
Ja. Mein Vater hat ein bisschen in der Jugend gespielt. Das war aber eher ein Hobby.
Du bist früh von zu Hause weggezogen. Das ist schon ein großer Schritt in jungen Jahren. Wie kam es dazu?
Meine Eltern hat das schon mitgenommen, als ich mit 14 Jahren aus dem Elternhaus und 300 Kilometer weiter nach Mannheim gezogen bin. Das war für uns alle nicht einfach. Ich habe damals bei einem Turnier in Landshut einen Bekannten gesehen, der für Mannheim, aber davor eigentlich für Sonthofen gespielt hat. Das hat mich gewundert, daher bin ich zu dem mannheimer Trainer gegangen und hab gefragt, ob ich auch mal mitmachen kann. Mannheim war schon damals ein Aushängeschild im Eishockey. Nach ein bis zwei Jahren wurde ich schließlich zu Tryouts und Turnieren eingeladen. Als ich mich dann für Mannheim entschieden habe, ging alles relativ schnell: Ich habe mir mehrmals die Stadt, Schule und Halle angeschaut und dann war klar: Ich mach das. Aber klar, mit 14 war das schon ein großer Schritt.
In Mannheim hast du den Schritt in die U20 geschafft und schließlich in den Profikader. Wann hast du gemerkt, dass die Profikarriere greifbar ist?
Eigentlich war mir das klar, seitdem ich in Mannheim war. Ich habe schnell gemerkt, dass es da nicht einfach ist, in die DNL zu kommen. Da wurde schon in der U16 gesagt: Du musst dranbleiben, wenn du wirklich in die DNL willst. Und das hat man in der Mannschaft gespürt. Jeder hat hart gearbeitet, jeder hatte das Ziel Profi zu werden. Dieser Konkurrenzkampf hat mich geprägt. Und irgendwann wird dir selbst klar: Okay, das könnte wirklich was werden, wenn du diesen Kampfgeist und Willen nutzt.
Neben dem Sprung in den Profikader der Adler Mannheim, hätte es sicherlich auch Wege über das Ausland geben können? War das Ausland ein Thema?
Ich wollte ins Ausland, aber die Vernunft meiner Mutter hat mich gebremst. Ich hatte zu dem Zeitpunkt keinen Schulabschluss noch Ahnung über die Kulturen der jeweiligen Länder, wie z.B. die nordamerikanische Collegeliga NCAA. Sie hat sehr darauf geachtet, dass ich mein Abitur mache. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich in Mannheim geblieben bin. Ich konnte dort viel lernen, auch von Spielern wie Matthias Plachta oder David Wolf, die Nationalspieler sind und lange waren.
Nach zwei Jahren in Mannheim ging's dann nach Schwenningen und später nach Iserlohn. Wie waren die beiden Stationen?
Komplett unterschiedlich. Ich bin nach Schwenningen gegangen, weil ich in Mannheim wenig Eiszeit bekommen habe. Die Erwartung in Mannheim ist die Meisterschaft, keine Frage. In Schwenningen wurde ich super aufgenommen. Die Stadt, das Umfeld, die Mitspieler – das war top. Als junger Spieler bekommst du da Selbstvertrauen, wirst mutiger und kannst letztlich dein Spiel aufziehen. Das hat mir in meiner Entwicklung sehr geholfen. Wir konnten uns mit Schwenningen nicht auf ein weiteres Jahr einigen, also ging ich nach Iserlohn. Vor Ort war die Atmosphäre etwas anders. Ich habe mich nicht so wohlgefühlt wie in Schwenningen. Das hat nicht gepasst.
Mit Iserlohn hast du als Augsburger im direkten Duell um den Klassenerhalt gespielt. Iserlohn hat es geschafft, Augsburg musste zittern. Wie war das für dich? Du hattest sicher auch immer einen Blick Richtung Augsburg.
Natürlich habe ich da auch in Richtung Augsburg geschaut und gehofft, dass auch sie die Liga halten. Ich wollte auch, dass mein Bruder, der zu dem Zeitpunkt sein erstes volles Jahr hier in Augsburg gespielt hat, erfolgreich ist. Zum Glück hat es geklappt.
Nun bist du über Umwege wieder zurück in deiner Heimatstadt. Wie fühlt es sich an im Panthertrikot zu spielen?
Das fühlt sich mega gut an! Wir haben hier eine der besten Kulissen der DEL. Es ist mein Heimatverein – mehr geht nicht. Es ist toll!
Augsburg war dir also immer wichtig?
Ja, war es – und wird es auch immer bleiben.
Motiviert es dich etwas mehr vor Freunden und Familie zu spielen?
Die Motivation muss immer vorhanden sein, also in jedem Spiel, in jedem Training. Es ist aber auch klar, wenn man weiß, dass Freunde oder ehemalige Schulkollegen auf der Tribüne sind, ist das ein zusätzlicher Anreiz. Im Spiel selbst blende ich das aus. Da geht's nur darum, zu gewinnen.
Warst du nervöser, als du das erste Mal für die Panther im Profibereich gespielt hast?
Nicht wirklich. Ich hatte mittlerweile schon ein paar Jahre Erfahrung in der DEL sammeln können. Klar ist, dass es etwas Besonderes war, aber nichts, was mich nervös gemacht hätte. Ich wollte mich präsentieren, aber es war ein ganz normales Spiel.
Zwei Jahre Abstiegskampf – das geht an die Substanz, oder?
Klar, irgendwann ist die Pflicht da, dass nicht nur gewinnen soll, sondern gewinnen muss! Ein Blick auf die Tabelle genügt. Wir haben letztes Jahr aber nicht verkrampft. Wir waren mental stark. Wenn wir ein Tor kassiert haben, sind wir nicht eingebrochen. Wir haben weitergekämpft. Wir haben gezeigt, dass wir da sind, wenn es drauf ankommt.
Gab es einen Moment, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist? Vielleicht auch abseits des Eises?
Wir hatten ein paar Gespräche in der Kabine. Das hat uns gezeigt: Wir können aufeinander bauen. Jeder steht für den anderen ein – egal ob jung oder alt. Der Teamgeist war da, und das hat man auch abseits des Eises gespürt.
Was bringt dich zum Lachen, wenn du verlierst?
Das ist schwer, denn meist beschäftigt mich eine Niederlage schon eine Weile.
Nimmst du die schlechte Laune mit nach Hause?
Nein. Ich grübel noch ein bisschen, möchte aber zu Hause keine schlechte Laune verbreiten.
Kommen wir zur kommenden Saison. Wie fühlt sich die aktuelle Vorbereitung an?
Dadurch, dass ich jedes Jahr einen anderen Athletiktrainer hatte, variiert das Training immer ein bisschen. Jeder achtet auf andere Schwachpunkte. Grundsätzlich ist mein Ziel fit zu sein. Ich arbeite an Kraft, Ausdauer und Explosivität.
Was ist dein Fokus in der Vorbereitung?
Ausdauer und Schnelligkeit – das sind die zwei Punkte, auf die ich im athletischen Bereich besonders achte.
Ihr trainiert bereits seit vielen Wochen mit Adrian Schelenz, dem neuen Athletiktrainer. Baust du deine Übungen in sein Programm ein?
Mit Adrian kann man super reden. Die Kommunikation zwischen Spieler und Athletiktrainer ist extrem wichtig. Adrian ist dieses Jahr zum ersten Mal in der DEL, bringt viel Wissen mit und er hat von Anfang an gesagt, dass Kommunikation entscheidend ist. Wenn ich ein Problem habe, kümmert er sich. Und wenn ich sage, ich würde eine Übung lieber anders machen, dann stimmen wir uns ab. Das funktioniert richtig gut.
Wie sieht ein typischer Trainingstag im Sommer bei dir aus?
Relativ einfach: 7 Uhr aufstehen, frühstücken, dann geht's ins Rosenaustadion, ins Curt-Frenzel-Stadion oder ins Panther Gym. Um 8:30 Uhr starten wir, gegen 10:30 Uhr sind wir fertig. Zwei bis zweieinhalb Stunden aktives Training – danach ist der Tag theoretisch frei.
Sport in Augsburg: Wie oft quälst du dich da raus?
Florian Elias: Oft (lacht). Um 7 Uhr aufstehen, Montag bis Freitag, und das ist im Sommer schon hart. Im Sommer will man ja eigentlich abschalten.
Gibt's eine Übung, die du hasst, aber weißt, dass sie dir guttut?
Ja, das Airbike. Das ist ein Fahrrad mit einem Windrad vorne. Du trittst mit den Beinen und bewegst gleichzeitig die Arme, also quasi Joggen auf einem Fahrrad. Das Windrad erzeugt dann einen Widerstand. Es ist extrem hart, bringt aber extrem viel.
Nun hattest du ein starkes vergangenes Jahr. Hast du irgendwelche persönlichen Ziele für diese Saison?
Ich möchte an letzte Saison anknüpfen, natürlich. Das ist mein erstes Ziel.
21 Scorerpunkte, elf Tore, zehn Assists sind also der Maßstab. Schaust du auf deine Statistik?
Ich war froh, dass ich letztes Jahr gute Statistiken hatte. Ich weiß schon, wie viele Tore ich geschossen habe, aber ich schaue nicht gerne auf Statistiken. Die Punkte sind nur das Ergebnis deines Spiels und deiner Leistung. Ich will mich einfach weiter beweisen und mein starkes Jahr bestätigen.
Der Kader wächst. Wie ist es für dich persönlich, wenn ein Umbruch in der Mannschaft und hinter der Bande geschieht?
Die deutschen Jungs, die jetzt neu in Augsburg sind, kennt man meistens schon, z.B. war ich mit Tim Wohlgemuth in Mannheim, mit Alex Blank bei der Nationalmannschaft. Wie das dann auf dem Eis harmoniert, wird man sehen, wenn der Trainer die Reihen aufstellt, aber da habe ich keine Bedenken.
Bill Peters ist der neue Chef hinter der Bande. Du hattest viele Trainer in den letzten Jahren. Fällt es dir leicht, dich auf neue Spielsysteme einzustellen? Er ist auch für dich neu.
Die Systeme sind meistens ähnlich und variieren leicht. Die Übungen oder Abläufe sind nur minimal anders. Es geht um die Ausführung, wer es am besten umsetzt. Letztes Jahr war das zum Beispiel Berlin. Deshalb wurden sie auch Meister. Natürlich schaut man sich als Spieler an, was seine Stationen waren und ob er Erfolg hatte. Und ich denke, mit unserem neuen Trainer haben wir einen sehr guten Fang gemacht. Zwei Weltmeisterschaften – das ist schon stark. Larry Mitchell hat bisher einen guten Job gemacht!
Was gibst du den Panther-Fans für die neue Saison mit?
Wir werden gemeinsam sehr viel Spaß in Augsburg haben. Wir werden alles für die Fans und die Stadt geben, damit wir gemeinsam in der Tabelle nach oben schauen. Es wird anders laufen. Das wird ein gutes Jahr.
Vielen Dank für deine Zeit. Wir freuen uns auf die neue Saison und wünschen alles Gute und viel Erfolg.