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1878 INSIDE

Lothar Sigl im Interview

02.04.15 - 16:00 Uhr

Den Augsburger Panthern steht ein langer Sommer bevor. Nach einer enttäuschenden Saison plant der Traditionsclub den Neustart verbunden mit einem großen personellen Umbruch. Dennoch nahm sich Hauptgesellschafter Lothar Sigl die Zeit, unserem 1878 INSIDE-Team Frage und Antwort zu stehen.

Lothar Sigl, während das DEL-Halbfinale auf Hochtouren läuft, befinden sich die Augsburger Panther schon seit Wochen in der Sommerpause. Haben Sie die vergangene Saison schon aufarbeiten und verdauen können?

Aufarbeiten konnten wir die Saison sicherlich. Da ich während der Saison nicht die Nähe zur Mannschaft habe, war es für mich vor allem wichtig, viele Einzelgespräche mit den Spielern und dem Trainer zu führen. Das habe ich in aller Ausführlichkeit getan. Verdauen muss man eine solche Saison schnell. Profisport ist ein schnelllebiges Geschäft. Hier galt und gilt es, die Weichen für die Saison 2015-16 zu stellen.

Sie sprechen die Einzelgespräche an. Was sehen die Spieler als Grund für das frühe Scheitern in der abgelaufenen Saison?

Ich glaube, die Spieler haben offen und ehrlich gesagt, woran es gelegen haben könnte. An diesen Punkten arbeiten wir, ohne sie dabei in der Öffentlichkeit breit treten zu wollen. Dafür bitte ich um Verständnis.

Die wichtigste Personalie für 2015-16 war für Sie sicher die des Trainers, der ja mittlerweile verpflichtet werden konnte. Wie muss man sich die Verpflichtung eines Trainers bei den Augsburger Panthern vorstellen?

Wir hatten das Glück, uns in den letzten sieben Jahren damit nicht beschäftigen zu müssen, weil wir mit Larry Mitchell einen guten Mann bei uns hatten. Aber wie immer, endet jede Ära einmal. Genauso wie man in meiner Position den Spielermarkt immer im Blick hat, so weiß man auch genau, welche Trainer für den Club interessant sein könnten. Es wäre fahrlässig, das aus dem Blick zu lassen. Zu unseren eigenen Kandidaten kamen dann noch zahlreiche Bewerbungen. Wenn man beim ein oder anderen ein gutes Gefühl hat, gilt es sich persönlich kennenzulernen, sich die Konzepte anzuhören und den Kreis der Kandidaten einzugrenzen. Und dann muss man eine Entscheidung treffen. Das haben wir getan. Heute bin ich der Überzeugung, dass wir den bestmöglichen Mann für die Augsburger Panther engagiert haben und hoffentlich wieder langfristig miteinander arbeiten können.

Es kam auch in der Öffentlichkeit immer wieder die Diskussion auf, ob man den Cheftrainer und GM Sports Larry Mitchell überhaupt in Personalunion ersetzen kann. Wie ist hier der Stand der Dinge?

Um ehrlich zu sein, war das intern nie eine Frage. Wir haben mit Duanne Moeser einen Sportmanager, der seit vielen Jahren die meisten Aufgaben eines klassischen Sportdirektors oder Geschäftsführers Sport abdeckt. Duanne ist in sportliche Entscheidungen involviert. Der Unterschied zu anderen Clubs ist vielleicht nur der, dass er nicht die finalen Entscheidungen trifft, sondern dass das am Ende des Tages meine Aufgabe ist. Das war vor und während Larry Mitchell so, das wird auch nach ihm so sein. Das Scouting obliegt weiterhin unserem Cheftrainer, die Verträge handele dann ich mit den Spielern und deren Agenten aus. Bei uns baut der Trainer die Mannschaft. Er ist dann schließlich auch für Siege wie Niederlagen verantwortlich. Meine Aufgabe ist es, dem Trainer möglichst alle Wünsche zu erfüllen, was in Augsburg zugegebenermaßen nicht immer ganz einfach ist.

Den Namen eines Trainers konnten Sie schon vermelden. Sven Herzog ist neuer Strength & Conditioning Coach bei den Panthern. Wie kam es dazu?

Wir sind seit Jahren bestrebt, uns sportlich weiterzuentwickeln. Das fing vor ein paar Jahren mit der Verpflichtung eines Co-Trainers an und jetzt haben wir eben auch einen hauptamtlichen Athletiktrainer. Der Eishockeysport stellt höchste Anfor-derungen an jeden Athleten. Es wäre zu viel verlangt, diese Anforderungen durch den Cheftrainer oder externe Kräfte abzudecken. Wir können uns hier nur verbessern, wenn wir unsere Spieler rund um die Uhr durch einem Fachmann betreuen. Deshalb sind wir diesen Schritt bewusst gegangen und überzeugt, eine mögliche Schwachstelle in unserer Organisation aufgedeckt und beseitigt zu haben.

Neben Sven Herzog gibt es noch keine neuen Namen zu vermelden. Wann ist damit zu rechnen?

Da lassen wir uns nicht festnageln und hoffen, dass wir zeitnah den ersten Neuzugang offiziell bestätigen können. Standesgemäß sind die Spieler, die noch während der laufenden Saison oder kurz danach bei ihren neuen Clubs unterschreiben für uns ohnehin nur schwer machbar. Und wenn doch, dann sind wir frühzeitig dran. Da ist Daniel Weiß nach der Saison 2013-14 ein gutes Beispiel. Auf der anderen Seite nehmen wir Brady Lamb. Im letzten März oder April hat er selbst noch nicht mal gewusst, dass er nach Europa gehen wird. Wir hatten ihn aber immer auf dem Schirm. Als er sich dann Anfang Juli entschied, den Sprung nach Europa zu wagen waren wir die Ersten, die sich bei seinem Agenten gemeldet haben. Das Ende ist bekannt. Es gibt also nie einen richtigen oder falschen Zeitpunkt für Verpflichtungen. Der Moment und das Gesamtpaket müssen stimmen. Wir haben Augen und Ohren jedenfalls 365 Tage im Jahr offen. Wir reden nur nicht permanent darüber und äußern uns dann, wenn wir es für richtig und passend halten.

Bleiben wir bei den Personalien. Kurz nach Saisonende meldete der Club zwölf Abgänge. Vergangene Woche kamen Ryan Bayda und Mike Connolly dazu, die sich den Straubing Tigers angeschlossen haben. Waren die beiden ein Thema?

Ja, waren sie. Allerdings waren wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht bereit, ihnen ohne Tryout für 15-16 neue Vertragsangebote zu machen. Wir waren uns immer bewusst, dass sich beide täglich für einen anderen Club entscheiden können. Das haben sie getan. Insofern wünschen wir beiden, dass sie schnell gesund werden und zu alter Stärke finden.

Noch nicht geäußert haben Sie sich bislang zur Zukunft von Spencer Machacek, Ivan Ciernik und Louie Caporusso.

Richtig, weil darüber noch nicht final entschieden wurde. Machacek beispielsweise haben wir ein sehr gutes Angebot unterbreitet. Er ist aber aktuell noch nicht bereit, sich festzulegen. Wenn er bei uns bleibt, werden wir es melden. Wenn er uns verlässt, was wir nicht hoffen, wird ihn sein neuer Club als Zugang melden. So ist der Lauf der Dinge bei vertragslosen Spielern. Ciernik und Caporusso haben unseres Wissens noch keine neuen Arbeitgeber. Ob sie eine Zukunft in Augsburg haben, entscheiden wir gemeinsam mit unserem neuen Trainer in Abhängigkeit von anderen Personalien.

Weg vom Sportlichen: Der Dauerkartenverkauf zur neuen Saison startete Anfang letzter Woche. Wie zufrieden sind Sie mit dem Verkaufsstart?

Aufgrund unserer aktuellen Situation zufrieden. Jeder Fan kauft aktuell ja fast die berühmte „Katze im Sack". Wir konnten in Sachen Kader leider nicht so in Vorleistung gehen wie in vergangenen Jahren. Das ist die Kehrseite unseres Umbruchs. Die Mannschaft ist für jeden Fan natürlich immer das A und O, das verstehen wir. Aber auch jeder Fan wird verstehen, dass es nur besser werden kann, wenn wir Dinge anders machen, da gehört die Mannschaft in erster Linie dazu. Unser Dank gilt allen Dauerkartenbesitzern, die ihre Karte bereits verlängert haben. Wie heißt es in unserer Kampagne so schön: Wir vertrauen auf Euch. Vertraut auch Ihr den Panthern.

Sie sprechen die Reset-Kampagne an. In Ihren Augen ein Erfolg?

Der Erfolg ist bei so etwas ja schwer messbar. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass wir uns damit Gehör verschafft haben. Wir sind zu dieser Zeit auch in vielen Sponsorengesprächen und bekommen immer wieder positive Rückmeldung zu unserer Kampagne. Das gibt ein gutes Gefühl und ich glaube schon, dass wir uns damit beim ein oder anderen wieder ein wenig in den Fokus gerückt haben. Und eigentlich wollten wir damit ja nur sagen: Liebe Leute, die Saison war nichts, das empfinden auch wir so, jetzt bauen wir ein neues Team und dann greifen wir wieder an. Helft uns dabei! Und dass die Fans, trotz aller Widrigkeiten, hinter uns stehen, hat die letzte Saison gezeigt. 4.777 Fans im Schnitt, das war schon unglaublich. Und nächstes Jahr werden wir auch wieder Stimmung im CFS haben. Davon bin ich überzeugt. Diesbezüglich befinden wir in ständigem Austausch mit unserem Fanbeirat. Dabei haben alle das gleiche Ziel: Wir wollen die Hölle des Südens wieder zum Glühen bringen.

Und noch eine letzte Frage: Die Brust der Panther-Trikots ist seit ein paar Jahren leer. Ist hier Änderung in Sicht?

Daran arbeiten wir täglich. Es ist aber alles andere als leicht und die Arbeit alleine garantiert in diesem Fall leider keinen Erfolg. Wichtig ist aber, dass wir unsere ohnehin breite Basis an Sponsoren in den letzten Jahren beständig vergrößert haben. Jedem einzelnen Werbepartner gilt unser Dank für ihre großartige Unterstützung.